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PYTHAGORAS UND DER BUND DER PYTHAGOREER
Letzte Änderung dieses Themas: 12.02.2011
INHALT:
Der Mensch Pythagoras

Die Lehre

Der Priester

Der Philosoph
Der Politiker

Der Naturwissenschaftler

Der Heilkundige

Der pythagoreische Orden
Dieser Textinhalt entstammt der Zeitschrift TAU, Jahrgang 11/88. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors Alfried Lehner.

Lesen Sie dazu auch:
"Die Esoterik des Pythagoras"
Pythagoras-Bronzekopf-Nationalmuseum-Neapel Von Pythagoras selbst wissen wir nur
sehr wenig, das liegt daran, dass er uns
keinerlei Schriften hinterlassen hat.

Was wir über ihn mit Sicherheit wissen,
geht – abgesehen von wenigen Fragmenten
einiger Vorsokratiker – auf vereinzelte
Nachrichten bei Herodot
(ca. 490 – 420 v. Chr.)
und Platon (427 – 347 v. Chr)
zurück.

Dazu kommen noch einige stark
wahrscheinliche Überlieferungen bei
Aristoteles (384 v. Chr) und seinen Schülern
Eudemos und Aristoxenos hinzu, die den
letzten Augenzeugen des Pythagoras,
Philolaos noch kannten.


Bronzekopf des Pythagoras,
Nationalmuseum Neapel,
wahrscheinlich Ende des 4. Jhts v. Chr.
Die ausführlichste antike Schrift über
Pythagoras und seine Schule kann als
historische Quelle nur mit Vorbehalt
herangezogen werden, wurde sie doch
erst achthundert Jahre später von dem Neuplatoniker Iamblichos
(ca. 250 – 330 n. Chr.) geschrieben.

Sie hatte weniger die Lebensgeschichte
des Pythagoras zum Ziel als eine
Darstellung der pythagoreischen
Lebensform.
Deshalb können der folgende Überblick
über die Stationen seines Lebensweges
sowie zahlreiche ihm zugeschriebene
Aussagen nicht als historisch gesichert
gelten.

Der Inhalt der uns überlieferten
pythagoreischen Lehre lässt jedoch
Rückschlüsse auf die Persönlichkeit
jenes großen Menschen wie auch auf
die Grundstruktur seines Denkens zu.

Der Mensch Pythagoras


Herkunft

Pythagoras wurde um 570 v. Chr. wahrscheinlich auf der jonischen
Insel Samos geboren.
Sein Vater war der dort ansässige
Goldschmied und Kaufherr Mnesarchos.
Bereits um die Geburt des Kindes
ranken sich üppige Legenden.


Iamblichos berichtet:
"Ein Dichter aus Samos nennt ihn mit folgenden Worten den Sohn des Apollon: Den Pythagoras schenkt dem zeusgeliebten Apollon Pythais,
aller Fraun schönste im Samiervolk.
Wieso diese Rede sich verbreiten konnte, lohnt sich näher anzuführen. Als Mnemarchos – der genannte Mann aus Samos – zusammen mit seiner Frau, deren Schwangerschaft noch unbemerkt war, auf einer Handelsreise nach Delphi gekommen war befragte er das Orakel wegen der bevorstehenden Seefahrt nach
Syrien.

Die Pythia weissagte, die Reise werde ganz
und gar nach Wunsch verlaufen und Gewinn
bringen; Mnemarchs Frau aber sei schon
schwanger und werde einen Sohn gebären,
der alle, die je gelebt, an Schönheit und
Weisheit übertreffen und dem Menschen-
geschlecht in allen Lebensbereichen ein
großer Helfer sein werde.
Mnemarchos kam zu dem Schluss, der Gott
hätte ihm wohl nicht ungefragt etwas über sein
Kind prophezeit, wenn nicht wirklich eine
ausnehmende, wahrhaft gottgeschenkten
Überlegenheit dem Knaben eigen sein würde.

So benannte er den gleich damals seine Frau
Parhenis in >>Pythais<< um – nach dem Sohn
und der Prophetin. Als er dann niedergekommen
war, gab er dem neugeborenen Sohn den Namen
Pythagoras, weil Apollon Pythios ihn ihm
angekündigt hatte.
Abzuweisen ist hier nämlich der Verdacht des Epimenides, des Eudoxos und des Xenokrates, Apollon habe damals der Parthenis beigewohnt,
sie selbst erst schwanger gemacht und es
dann durch die Prophetin verkündigen lassen.
Dies darf man keineswegs zugeben.
Delphi-Pythia
Orakel-von-Delphi
Die Reste der alten Orakelstätte von Delphi
Tholos im Heiligtum der Athena Pronaia

Oben rechts:
Themis in der Rolle der Pythia
(attischer Kylix aus Vulci, etwa 440/430 v. Chr.)
Kindheit und Jugend

Wir hören nun, dass Mnemarchos seinem Sohn eine vorzügliche Ausbildung zukommen lies – die besten Lehrer waren gerade recht – und als sein Vater gestorben war, nahm er zu in hohem Ernst und besonnenem Wesen, und trotz seiner Jugend begegneten Ihm auch die Ältesten nur mit ehrerbietiger Scheu.
Ließ er sich sehen oder sprach er, so zog er alle Augen auf sich; wen immer sein Blick getroffen hatte, den erfüllte Pythagoras mit Staunen, so dass die Menge mit Recht versicherte, er sei Gottes Sohn.
Solcher Ruhm stärkte ihn ebenso wie die Erziehung, die er von klein auf genoss, und die Gottähnlichkeit, die seiner Gestalt und Natur eigen war; so spannte er seine Kräfte noch mehr an und zeigte sich erst recht seiner Vorzüge würdig, die er besaß.
Er ordnete sein Wesen durch Gottesdienste, Wissenschaften und auserwählte Lebensformen, Beständigkeit der Seele und körperliche Zurückhaltung, innere Heiterkeit in Wort und Tat und eine unnachahmliche Seelenruhe: nie viel er in Zorn, nie sonst einer Wallung oder Voreiligkeit zum Opfer – so glich er einem guten Deimon, der in Samos Wohnung genommen hatte.
Diese uns übertrieben erscheinende Persönlichtkeitsbeschreibung lässt den Zweck
von Iamblichos Schrift deutlich erkennen.
Hier werden die Ziele der pythagoreischen Lebensform dargestellt.
Das vom jungen Pythagoras gezeichnete Bild
stellt ja bereits einen vollendeten Menschen dar.
Wir sind jedoch gezwungen, vorwiegend aus
dieser Schrift das Leben des Philosophen nachzuzeichnen.

Danach begab sich Pythagoras mit achtzehn Jahren zu seinem Onkel auf die Insel Lesbos, um dort die Unterweisung des Philosophen Pherekydes von Syros zu genießen.

Das Pythagoras ein persönlicher Schüler von Pherekydes war, ist auf Grund alter Texte wahrscheinlich. Pherekydes lehrte, die menschliche Seele sei unsterblich und kehre immer wieder auf die Erde zurück, um sich erneut zu verkörpern.
Dieser Seelenglaube ist über die Orphik in Hellas eingedrungen und übte auf Pythagroas einen starken Einfluss aus.

Zwei Jahre später soll Pythagroas den Philosophen Thales von Milet besucht haben, den ersten Naturforscher und ersten griechischen Philosophen.
Auf Empfehlung von Thales reiste er wahrscheinlich nach Sidon in Phönikien weiter und lies sich in die Mysterien einweihen, die in Syrien begangen wurden.
Thales-von-Milet
Thales von Milet (um 624 v. Chr. in Milet,
Kleinasien; † um 546 v. Chr.)
Spätere Stationen seines Lebens

Nach seiner Begegnung mit Thales von Milet soll er dann nach Ägypten gezogen sein, wo er angeblich zweiundzwanzig Jahre in engstem Umgang mit der ägyptischen Priesterschaft in Theben verbrachte und Stufe für Stufe in die Priesterweisheit eingeweiht wurde.
in der Weise nachgekommen, dass er "seine Unterweisung auf symbolischem Wege" vollzog, "ganz wie er selbst in Ägypten erzogen worden war". Die Samier reizte diese Methode freilich wenig, und sie schlossen sich dem Pythagoras nicht mit dem gebührendem Ernst an.
"So verließ der unbequeme Lehrer seine Vaterstadt um 510 v. Chr. Anderen Berichten zufolge, wie dem Ciceros, geschah dies um 530, also noch unter dem Tyrannen Polykrates.
Der älteste Berichterstatter, Aristoxenos, verlegt diese Auswanderung aus Samos in die 60. Olympiade (540-537 v. Chr.) und begründet sie mit dem unerträglichen Druck der Tyrannis unter Polykrates.
Pythagoras ließ sich in der griechischen Stadt Kroton in Unteritalien nieder und gewann sogleich viele Anhänger. Bei seiner ersten Rede in Italien sollen sich ihm spontan über zweitausend Menschen angeschlossen haben. Hier in Kroton begründete er nun seinen berühmten religiös-ethischen Orden.
Die Aktivität der Pythagoreer ließ den Orden
rasch über die Grenzen der Gründungsstadt
hinauswachsen. Je mehr er erblühte, desto
argwöhnischer wurde er von Außenstehenden
beobachtet. Die aristokratische Grundströmung
des Bundes rief die politischen Gegner auf den
Plan. Einmal soll eine aufgebrachte Menge das
Gebäude, in dem die Pythagoreer gerade
versammelt waren, in Brand gesteckt haben.
Alle Anwesenden, bis auf zwei fanden den
Flammentod. Pythagoras war, wie Iamblichos
berichtet, bei jener Versammlung nicht zugegen
und entging so dem Anschlag.

Die Pythagoreer zerstreuten sich nun über ganz Hellas und versuchten die Grundsätze des Ordens zu verwirklichen. Verleumdungen wie die angebliche Anstiftung der Jugend zur Tyrannei und Verschwörung gegen die Massen leiteten aber bald eine allgemeine Verfolgung ein.
Deshalb zog Pythagoras nach Metapontion am tarentinischen Meerbusen, wo er gestorben und auch begraben sein soll. Die Angaben über sein Alter schwanken zwischen 75 und 117 Jahren.

Wie es auch immer um die historische
Zuverlässigkeit des hier aufgezeigten
Lebensweges bestellt sein mag, sicher war
Pythagoras ein außergewöhnlicher Mensch.
Wo er hinkam scharte man sich um ihn, ließ
sich von seinen Reden und Lehren hinreißen
und vergötterte ihn.

Immer wieder wird seine persönliche
Selbstbeherrschung hervorgehoben, die sein
Ziel, Veredlung des Menschen in seiner
Ganzheit von Körper, Geist und Seele verrät.
Dies wird in allem, was wir über seine Lehre
wissen deutlich.
Theben-Rekonstruktion
Theben Rekonstruktion

Im Jahre 526 soll Pythagoras im Zuge der
Eroberung Ägyptens durch den Perserkönig Kambyses zusammen mit der geistigen Elite des Pharaonenreiches in babylonische Gefangenschaft geraten sein, wo er rasch das Vertrauen der Priesterschaft gewann und in alle Mysterien und Geheimkulte eingeweiht wurde.
In jener Zeit soll er sogar mit dem persischen Religionsstifter Zarathustra zusammengetroffen sein, wie der Pythagoreer und Aristotelesschüler Aristoxenos zweihundet Jahre später berichtet.

Möglicherweise erwarb Pythagoras in Ägypten und Babylon seine intimen Kenntnisse in den späteren vier typischen Wissenschaften der Pythagoreer, nämlich Astronomie, Geometrie, Zahlenlehre und Musik.
Nach seiner Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft (der Zeitpunkt ist ungewiss); Iamblichos spricht von "zwölf Lehrjahren" in Babylon) hielt es den Philosophen in seiner Heimat Samos nicht lange.
Nach Iamblichos floh er vor den politischen
Geschäften, die man ihm aufdrängen wollte,
und er entschuldigte sich mit der Gleich-
gültigkeit der Bewohner von Samos gegenüber
der Geistesbildung.
Er war nämlich der öffentlichen Bitte seiner Vaterstadt, seine Einsichten mitzuteilen,

INHALT:
Der Mensch Pythagoras

Die Lehre

Der Priester

Der Philosoph

Der Politiker

Der Naturwissenschaftler

Der Heilkundige

Der pythagoreische Orden

Dieser Textinhalt entstammt der Zeitschrift TAU, Jahrgang 11/88. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors Alfried Lehner.

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"Die Esoterik des Pythagoras"

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